Heizen in der Christuskirche
Muss im Winter unbedingt die große, schwer zu heizende Christuskirche für Gottesdienste genutzt werden?
Die Ev. Landeskirche von Westfalen schlägt einen anderen Weg vor, die sogenannte "Winterkirche": Das Schließen der großen Kirchengebäude (wie die Christuskirche) für die Wintermonate nach den großen Weihnachtsgottesdiensten, also von Epiphanias bis Ostern. Unser Presbyterium möchte diesen Weg allerdings nicht einschlagen. Das hat vor allem zwei Gründe: Nur in der Christiuskirche haben wir eine Heizung mit UV-C-Strahlern, die Mikroorganismen inaktivieren und damit vor Corona und anderen Infektionen schützen. Und die Christuskirche bietet den größten Raum, in dem viele Menschen auch ggf. mit Abstand zusammenkommen könnnen.
Muss eine Kirche beheizt sein, damit ein Gottesdienst darin stattfinden kann?
Gab und gibt es nicht ausreichend Beispiele aus anderen Orten, Zeiten und Religionen dafür, dass das gemeinsame Feiern auch in kalten Räumen möglich ist?
Ja, das ist alles richtig, aber es sprechen technische und menschliche Gründe für das Heizen:
1. Würde die Heizung ganz ausgeschaltet, würde sich die Luftfeuchtigkeit im Gebäude verändern und die Gefahr von Schimmelbildung bestünde. So empfiehlt die Landeskriche Gemeinden, die sich für die Winterkirche entscheiden, u. a. alle Textilien (incl. der Teppiche und Läufer) aus dem Gebäude zu entfernen. Auch für die Orgel ergäben sich mit der verändeten Luftfeuchtigkeit Probleme. Zudem würde Forst dem Instrument schaden.
2. In Gottesdiensten sollen sich die Besucher:innen wohlfühlen. Wir möchten weiter einladende Gemeinde sein und viele Menschen mit der frohen Botschaft erreichen. Wenn es in der Kirche sehr kalt wäre, blieben wohl viele Mitgglieder unserer z. T. älteren Kerngemeinde zuhause und würden ihren sonntäglichen Treffpunkt vermissen.
Lässt sich die Temperatur im Gebäude absenken?
Ja, und das ist auch schon geschehen. In einem ersten Versuch ist die Temperatur auf 17°C Betriebstemperatur (also die Temperatur während der Nutzung der Kirche) und13°C Grundtemperatur (die Temperatur in ungenutzten Zeiten) abgesenkt worden. Das ist zunächst einmal nur ein Grad weniger als bisher. (Da Temperaturen über 18°C der Orgel schaden würden, war die Betriebstemperatur nie höher.) Da im Dezember zahlreiche große Veranstaltungen in der Christuskirche stattfinden (Adventival, Adventssingen, Konzerte, Weihnachtsgottesdienste) soll eine stärkere Absenkung frühestens nach Weihnachten beginnen. Dabei könnte auch über eine größere Differenz zwischen Grund- und Betriebstemperatur nachgedacht werden. Es liegen bisher aber noch zu wenige Erkenntnisse darüber vor, wann der Energieaufwand zum Aufheizen die Ersparnisse durch das dauerhafte Absenken der Grundtemperatur übersteigt.
Deshalb wird aktuell beobachtet, welchen Einfluss die bisherige Absenkung auf den Gasverbrauch und das Gebäudeklima hat. Zu diesem Zweck sind an zwei Stellen im Kirchengebäude Datenlogger angebracht (einer an der Orgel, einer im vorderen Bereich des Hauptschiffes), über die Tepmeratur- und Feuchtigkeitsdaten erhoben werden.
Auch die Heizzeiträume während des Betriebs wurden bereits verkürzt: Schon vor dem Gottesdienstenende schaltet sich die Heizung nun ab.
Welche nicht technischen Maßnahmen sind möglich?
Nach dem Absenken der Temperatur liegen in Kürze in der Christuskirche Decken für die Besucher:innen bereit. Zunächst einmal werden 20 Stück angeschafft. Die Zahl könnte erhöht werden, falls die Nachfrage danach groß ist.
Es wird darauf geachtet, dass die Eingangstüren zum Gebäude auch vor dem Gottesdienst weitgehend geschlossen sind. Das wirkt zwar weniger einladend, aber ein Schild am Eingang weist darauf hin, dass der Gottesdienst stattfindet und Gäste willlkommen sind.
Es laufen Überlegungen dazu, ob durch die Anbringung eines "Kneipenvorhangs" die Kälte, die beim Öffnen des Seiteneingangs ins Gebäude dringt, abgehalten werden könnte.
Über eine Verkürzung der Gottesdienstlänge wurde viel diskutiert, aber letztlich sind wohl die 10 bis 15 Minuten Verkürzung, die möglich wären, nicht entscheidend für den wöchentlichen Heizaufwand.
Beleuchtung der Christuskirche
Könnte an der nächtlichen Außenbeleuchtung der Christuskirche gespart werden?
Die Strahler, die die Christuskirche nachts beleuchten, werden nicht von der Ev. Kirchengemeinde betrieben, sondern vom Stadtmarketing Schwelm. Die Entscheidung über ihren Betrieb liegt also nicht beim Presbyterium. Zudem sind aktuell die Leutmittel in eingen der Strahler kaputt, so dass ohnehin keine vollständige Illumination möglich ist. Darüber hinaus haben sich alle größeren Institutionen der Stadt beim "Beleuchtungsgipfel", der von der Kommune ins Leben gerufen wurde, darauf geeinigt, dass die weihnachtliche und winterliche Beleuchtung in diesem Jahr nur von 17 bis 21 Uhr (und nicht wie sonst bis 23:30 Uhr) erfolgen soll.
Andere Predigtstätten und Gemeindehäuser
Sollten Gottesdienste in anderen Predigtstätten entfallen um dort Energie zu sparen?
Neben der Christuskirche haben wir drei andere Predigtstätten in Schwelm: Das Paulus-Gemeindehaus, das Gemeindehaus Linderhausen und das Vereinshaus Oberthüngen. Aktuelll finden in diesen anderen Predigtstätten nur je einmal im Monat Gottesdienste statt. Für die Gemeindeglieder, die in diesen Teilen Schwelms wohnen, sind diese Gottesdienste wichtig, da sie für sie kurze Wege und ein Gefühl von Heimat bedeuten. Die Entscheidung darüber, ob und wie hier Energie gespart werden könnte, liegt zudem nur beim Paulus-Gemeindehaus im Verantwortungsbereich der Ev. Kirchengemeinde. Das Vereinshaus Oberthüngen gehört dem CVJM Oberthüngen und das Gemeindehaus Linderhausen dem eigens für dessen Weiterbetrieb gegründeten Förderverein. Derzeit wurde noch für keines der drei Gebäude eine Einstellung der Gottesdienste geplant.
Wie wird in den Gemeindehäusern Energie gespart?
Im Petrus- und Paulusgemeindehaus wurde die Betriebstemperatur auf 20°C abgesenkt. Gruppenleiter:innen sind dazu aufgefordert, darauf zu achten, dass Heizkörper am Ende von Veranstaltungen abgedreht, das Licht ausgeschaltet und Fenster geschlossen werden. Frischluft soll ausschließlich durch Stoßlüftungen zugeführt werden.
Erneuerbare Energien
Können wir Photovoltaikanlagen an und auf unseren Gebäuden installieren?
Um dieser Frage nachzugehen wird sich der Arbeitskreis in Kürze mit einem Energieberater treffen. Neben den technischen Fragen werden sich hier dann auch Fragen der Finanzierbarkeit und Umsetzbarkeit (z. B. angesichts von Produktions- und Lieferengpässen) stellen.
Weitere Herausforderungen
Wir möchten den Energieverbrauch unserer Gemeinde nicht nur wegen der aktuellen Gaskrise reduzieren, sondern wesentlich zum Klimaschutz beitragen. Die Evangelische Kirche von Deutschland hat das Ziel, bestenfalls bis zum Jahr 2035, spätestens aber bis zum Jahr 2040 Klimaneutralität zu erreichen. Bis 2035 soll der Ausstoß an Treibhausgasen ggü. dem Referenzjahr 1990 mindestens um 90% gesenkt werden.
Der Weg dahin ist für uns noch weit und umfasst sehr viel mehr Maßnahmen als nur die Heizfrage. Auch Mobilität und Beschaffung müssen hier mitgedacht werden.
Für uns als Kirchengemeinde geht es dabei nicht nur um technische, sondern auch um finanzielle und personelle Fragen. Jede Maßnahme, die wir umsetzen möchten, muss mit Sachverstand und Zeitaufwand begleitet werden, ggf. müssen Fördergelder eingeworben werden. Unsere hauptamtlichen Mitarbeiter:innen in Seelsorge, Verkündigung und Verwaltung sind dazu nicht in erster Linie befähigt und zudem auch schon durch die Sanierung der Christuskirche stark belastet. Die ehrenamtlichen Mittarbeitenden haben - auch wenn sie z. T. passende Kompetenzen mitbringen - nur selten die Zeit, Projekte umfänglich zu begleiten.
Deshalb freuen wir uns, wenn mehr Menschen bereit dazu sind, mitzudenken und mizuarbeiten. Melden Sie sich bei uns, wenn Sie mitmachen möchten oder gute Ideen für die weitere Arbeit haben.